Kognitive Assistenz

Der Einsatz kognitiver Assistenz bestimmt in vielen Branchen bereits den Arbeitsalltag, wie z.B. in der Industrie, der Medizin oder im Flugbetrieb. In Handwerksbetrieben ist die Unterstützung durch kognitive Assistenzsysteme derzeit noch ungebräuchlich. Dies gilt auch für den hier im Focus stehenden Sanitärbereich.

Die Unterstützung durch ein kognitives Assistenzsystem kann so aussehen, dass der Handwerker zur Erledigung seiner Arbeit eine Datenbrille benutzt. Über diese Datenbrille werden ihm zeitgleich zu seiner handwerklichen Arbeit im Badezimmer Informationen zur Installation in Form eines Videos eingeblendet, da beispielsweise zum Einbau von Badarmaturen mit Smart-Funktionen etliches zu beachten ist.
Im Forschungsvorhaben HWG 4.0 werden als eine Maßnahme gegen die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Handwerkerberuf, den Fachkräftemangel, die Abwerbung von jungen Fachkräften in die Industrie sowie in Anbetracht des zunehmenden Wachstumsmarktes im Bereich „smartes Bad“ praxistaugliche Möglichkeiten des Einsatzes kognitiver Assistenzsysteme im Sanitärbereich analysiert.

Dies erfordert eine durchgehend praxisbezogene Analyse von:

  • geeigneten handwerklichen Arbeiten/Arbeitsprozessen im Sanitärbereich
  • geeigneter Hardware und Informationssystemen
  • erforderlichen Informationen, erforderlicher Informationsaufbereitung und Informationsquellen für die kognitive Assistenz
  • Anforderungen an die Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsplatzumgebung und
  • erforderlicher organisatorischer sowie finanzieller Bedingungen.

Auch aufgrund der bisherigen Erfahrungen im Umfeld von Workforce-Management-Systemen und digitalen Wissensmanagement ist dem Projektpartner Tillerstack GmbH von Anfang an klar gewesen, dass sich die Forschungsarbeit nicht nur auf die künftigen Nutzer kognitiver Assistenzsysteme beziehen darf. Es gibt weitere, wichtige Stakeholder im täglichen Arbeitsumfeld der Handwerksbetriebe und Handwerker, die einen wesentlichen Einfluss auf Akzeptanz, Einsatz, Effizienz und Praxistauglichkeit dieser Systeme haben, wie zum Beispiel Verbände, Hersteller sowie Aus- und Fortbildungsstätten. Somit sind die möglichen Aufgaben und Einflüsse dieser Stakeholder für den Einsatz kognitiver Assistenzsysteme zur Badsanierung ebenso in der Forschungsarbeit zu berücksichtigen.

Projekt-Fazit zur Kognitiven Assistenz

In Bezug auf die kognitive Assistenz auf der Baustelle halten mehr als 53 Prozent der im Projekt befragten SHK-Unternehmer den Einsatz von Datenbrillen in den nächsten fünf Jahren für erforderlich. Der bedarfsgerechte Zugriff auf fehlende bzw. zusätzliche Informationen über einen zentralen Datenpool und das situative Hinzuziehen eines Experten wurden als hohes Potenzial zur Abfederung des stetig steigenden Fachkräftebedarfes und der Prozessbeschleunigung und -qualität eingestuft. Ein kognitives Assistenzsystem ermöglicht zudem die schnellere Integration von neuen Arbeitskräften (Quereinsteiger und ausländische Fachkräfte) und verbessert die Attraktivität des SHK-Berufsbildes bei jungen Berufseinsteigern.
Die Aufbereitung der Inhalte (Wissensobjekte), insbesondere für die Abbildung auf kleinen mobilen Geräten und Datenbrillen, ist noch eine Herausforderung für die Hersteller von SHK-Produkten. Hierzu muss zunächst noch Grundlagenarbeit geleistet werden.
Es gibt am Markt geeignete Datenbrillenarten, die im SHK-Berufsumfeld einsatztauglich und sofort nutzbar sind. Der direkte Mehrwert hängt stark vom Einsatzzweck ab. Je komplexer das Produkt und die Qualitätserfordernisse der Arbeit, desto größer ist der Nutzen des kognitiven Assistenzsystems. Dies gilt auch für die Prozesse bei der Badsanierung. Der effektive Nutzen im Produktbereich „Heizung“ und „Klima“ ist jedoch deutlich höher als im Sanitärbereich.

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